Weitere genetische Untersuchungen

Trombophile Mutationen

Trombophilie ist die Neigung zu erhöhter Blutgerinnung, die zum Einen durch angeborene Veranlagungen und zum anderen durch äußere Einflüsse (z.B. Bewegungsgewohnheiten, Gewicht, Alter, Rauchen, Unfälle, Medikamente) beeinflusst wird. Menschen mit einer erhöhten Blutgerinnung sind für Blutgerinnsel (Thromben) empfänglicher, die zu einem teilweisen oder einem völligen Gefäßverschluss führen können – am häufigsten bei den tiefliegenden Venen der Beine (tiefe Venenthrombose). Ein Teil der Gerinnsel kann sich lösen, durch die Blutgefäße wandern und nach dem Passieren des Herzens eines der Lungengefäße schließen – es entsteht eine Lungenembolie. Eine Plazentathrombose kann den problemlosen Verlauf der Schwangerschaft gefährden.

Die hormonelle Antibabypille, eine hormonelle Unfruchtbarkeitsbehandlung oder die Zeit der Schwangerschaft, können eine externe Stimulation für die Bildung von Blutgerinnseln sein. Deshalb gehört die Untersuchung der erblichen Trombophilie zu den grundlegenden genetischen Präkonzeptionstests. Die Ergebnisse der Untersuchung beeinflussen die Unfruchtbarkeitsbehandlung und die Betreuung der Schwangeren. Die Kenntnis über eine vererbte Veranlagung zur Blutgerinnung kann nicht nur im reproduktiven Alter der Frau helfen, aber auch bei Operationen, längerer Immobilisierung oder einer Behandlung einer chronischen Krankheit.

Wir untersuchen zwei wichtige Veränderungen – die trombophilen Mutationen der Gene F5 und F2, die die Zusammensetzung und Funktion zweier Eiweiße (des Faktors V und des Faktors II) beeinflussen, die entscheidend an dem Prozess der Blutgerinnung beteiligt sind:

  • die Faktor-V-Leiden-Mutation des Gens für Blutgerinnung Faktor V – Mutation auf der Position der Nummer 1691 in dem Gen F5 führt zu einer Umwandlung der Aminosäure Arginin in Glutamin auf der Position 506 (R506Q) dieses Eiweißes 
  • die Mutation des Gens für den Gerinnungsfaktor II (F II Prothrombin) – Mutation auf der Position der Nummer 20210 des Gens F2

Der Befund einer dieser Mutationen bedeutet eine erhöhte angeborene Veranlagung zur Blutgerinnung und es ist notwendig einige präventive Maßnahmen zu ergreifen. In der tschechischen Population sind 5 – 10% der Menschen Träger der Faktor-V-Leiden-Mutation  und 1 – 2%  sind Träger der  Prothrombin-Mutation (Faktor-II-Mutation).

Wie wird die Trombophilie vererbt?

Trombophile Mutationen werden von einer Generation zur nächsten übertragen und wir unterscheiden:

  • heterozygot – jemand, der die Mutation nur von einem Elternteil geerbt hat. Seine Leber produziert eine Mischung aus einem normalen und einem aktiveren Gerinnungsfaktor (FVL). Das Ergebnis ist ein erhöhtes Risiko einer Thromboseentwicklung.
  • homozygot – jemand, der die gleiche Mutation von beiden Elternteilen geerbt hat. Seine Leber produziert nur den aktiveren Gerinnungsfaktor mit viel einem viel größeren Effekt. Deshalb ist das Ergebnis ein hohes Risiko für eine Thromboseentwicklung.

Es handelt sich um eine autosomal-dominante Vererbung. Bei dem Heterozygoten (dem Träger der Mutation) besteht ein Risiko von 50%, dass er die Mutation seinen Kindern, ohne Unterschied bei den Geschlechtern, weitergibt. Ein Homozygoter gibt seinen Kindern die Mutation in jedem Fall weiter. 

Wie hoch ist das Risiko des Auftretens einer Thrombose?

Eine angeborene trombophile Mutation vergrößert das Risiko des Auftretens einer tiefen Venenthrombose gegenüber der normalen Population 3-5x. Das heißt, dass jeder Träger von einer Thrombose betroffen sein wird. Zu dem Auftreten einer Thrombose kommt es meist erst in Zusammenwirkung mit weiteren erworbenen trombophilen Faktoren:

  • Alter über 45 Jahre
  • Fettleibigkeit, Rauchen, Alkohol
  • Arteriosklerose und andere kardiovaskuläre Erkrankungen
  • Bauch- und orthopädische Operationen
  • Verletzungen und für längere Zeit ein Bewegungsmangel
  • die Einnahme von hormonellen Antibabypillen oder eine Behandlung mit Geschlechtshormonen (bei einem Homozygoten der trombophilen Mutation ist dies kontraindiziert)
  • Schwangerschaft und Wochenbett
  • eine Krebserkrankung und ihre Behandlung
  • ein Flüssigkeitsverlust oder eine unzureichende Aufnahme von Flüssigkeit (Dehydration)
  • eine Autoimmunerkrankung (z.B. Antikörper gegen Phospholipide)
  • Mutationen von weiteren Genen, die mit der Blutgerinnung zu tun haben

Falls mehrere trombophile Faktoren aufeinandertreffen, kann es bei jedem zu einer Thrombose kommen, aber bei denjenigen mit einer angeborenen Trombophilie reichen zum Hervorrufen einer Thrombose kleinere äußere Einflüsse.

Wie sieht die Prävention einer Thrombose aus?

Entscheidend für die Prävention und Minimalisierung der Probleme, die mit dem Entstehen einer Thrombose verbunden sind, ist die Kenntnis über genetische Veranlagungen. Auf der Grundlage dieser Informationen kann die Lebensweise und der Lebensstil angepasst werden - ausreichende Bewegung, genügende Flüssigkeitszufuhr, Einhalten von Grundsätzen einer vernünftigen Ernährung, das Aufrechterhalten eines optimalen Körpergewichts und nicht zu rauchen.

Dank dieser grundsätzlichen Maßnahmen kann das Risiko einer Erkrankung bedeutend verringert werden. Heutzutage steht eine hämatologische Betreuung zur Verfügung, evtl. eine Therapie in Risikosituationen – z.B. in der Schwangerschaft.

Bei der Notwendigkeit von ärztlichen Eingriffen informieren Sie bitte immer den behandelnden Arzt über Ihre angeborene Neigung zu erhöhter Blutgerinnung!